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Netzkunst und der Netzkünstler: Igor Stromajer
- Seminar von Sonja Schaub
- 5. Februar 2001 / netz.netz.netz - netzwißenschaft, Germany
- http://www.technokultur.de/sem/schaub.htm
Inetzwißenschaft
I. Inhaltsverzeichnis
II. Einleitung
III. Überblick über die Geschichte der Netzkunst
IV. Netzkunst - Kunst im Netz
V. Biographie
VI. Faszination Internet
VII. INTIMA
VIII. 0.html
IX. b.ALT.ica
X. Transformation von Netzkunst
XI. Schlußbetrachtung
XII. Anhang
XIII. Bibliographie
II. Einleitung
Netzkunst ist eine noch vergleichsweise junge, aber dennoch sehr facettenreiche Kunstrichtung. Obwohl der Begriff immer häufiger auftaucht, beschreibt er doch für die meisten Menschen etwas noch Unbekanntes. Schließlich begegnet man Netzkunst nicht an den für Kunst üblichen Plätzen, wie zum Beispiel einem Museum. Es finden sich auch keine Bildbände, in denen man sie anschaün könnte. Und wer außerdem noch nicht vertraut ist mit Computern, hat generell Schwierigkeiten, sie zu erfahren. Aber auch so manchem "Daürsurfer" ist noch nicht so recht klar, was es damit auf sich hat.
Was also ist Netzkunst? Und was unterscheidet Netzkunst von Kunst im Netz?
Ist es bereits Netzkunst, wenn ein Gemälde von Da Vinci im Internet ausgestellt wird? Oder ist es eigens erschaffene Kunst, die dann im Internet gezeigt wird? Oder handelt es sich vielleicht um Kunst, die es nur im Internet gibt?
Diese Fragen sollen im Folgenden kurz angesprochen und beantwortet werden, um den Zugang zu dem anschließend vorgestellten Netz-Künstler Igor Stromajer und deßen Kunst zu erleichtern, bzw. um diese einordnen zu können.
Nach einer kurzen biographischen Vorstellung des Künstlers wird zunächst seine Webpage "INTIMA" vorgestellt, auf der sich alle von ihm realisierten Netzkunst-Projekte befinden. Zwei daraus, namentlich "0.html" und "b.ALT.ica", sollen genaür vorgestellt und in Außchnitten beschrieben werden. Dabei soll auch der Frage nach der Intention des Künstlers, Netzkunst zu kreieren, sowie seinem Verständnis der Netzkunst nachgegangen werden. Außerdem wird die Frage aufgeworfen, was für ihn Kommunikation mit der Kunst, sowie Kommunikation im Internet bedeutet und wie er dazu steht.
Eine wichtige Rolle spielt für Igor Stromajer die Verortung seiner Kunst im Internet. Wie er es schafft, sie dennoch für ein großes Publikum zu transformieren, und was das bedeutet soll durch eines seiner aktüllsten Projekte "Oppera Teorettikka Internettikka - Stromajer is singing the theory of Internet" verdeutlicht werden.
Zuallererst beginnt diese Arbeit jedoch mit einem kurzen Aufriß der Geschichte der Netzkunst.
III. Überblick über die Geschichte der Netzkunst
"Bereits 1920 hatten die Berliner Dadaisten in ihrem Dada-Allmanach den Malern empfohlen, ihre Bilder künftig per Telefon beim Scheiner zu bestellen. László Moholy-Nagy war vermutlich der erste Künstler, der Telekommunikationstechnik zur Erstellung eines Kunstwerkes eingesetzt hat"1.
Moholy-Nagy hatte seine Idee auf gerastertes Papier gezeichnet und konnte so dem Schreiner, der über daßelbe Papier verfügte, die genaün Maße und Proportionen des Kunstwerkes mitteilen. Die benötigte Farbe hatte er aus einer vorhandenen Farbpalette ausgesucht und nannte sie dem Schreiner ebenfalls. Bei der Übertragung via Internet findet man dieselben Vorgänge. Durch eine Telefonleitung wird eine aus Pixeln bestehende Komposition über das Internet übertragen und auf einem anderen Monitor wieder aufgebaut, auch hier gibt es eine festgelegte Farbpalette. Der einzige Unterschied besteht darin, daß bei der Übertragung via Internet auch noch die Sprachübertragung zerlegt wird (Rasterung).
Insgesamt findet sich seit den 20er Jahren eine Vielzahl an Werken, die aufgrund ihrer Eigenschaften und Erscheinungsformen als Vorläufer der Netzkunst gelten können.
Auf der einen Seite tauchen viele Elemente der Happening- und Fluxus-Bewegung der 50er und 60er Jahre auf. Die zentralen Begriffe der Happening- und Konzeptkunst waren die auch in der Netzkunst als wesentliche Bestandteile angesehenen Begriffe: Partizipation, Interaktion und Prozeßualität. Auch die Fluxuskunst birgt Elemente, die verstärkt in der Netzkunst vorkommen, denn die "Einbeziehung des Betrachters in den kreativen Prozeß ist das Wesentliche eines Fluxusevents2.
Der Begriff der "Interaktivität" tritt mit dem verstärkten Einsatz des Computers immer stärker in den Vordergrund. Für Frank Popper ('91) wird dadurch eine neü Phase der Kunst markiert, die für ihn Anfang der 80er Jahre beginnt. Die Bedeutung von Interaktiv und Interaktion sind wie folgt. Interaktiv bedeutet, daß ein Dialog stattfindet, an dem zwei lernfähige Kommunikationspartner beteiligt sind. Bei der Interaktion soll es dem Betrachter außerdem möglich sein, am Kunstprozeß aktiv teilzunehmen.
"Als Vorläufer von Netzkunst können auch jene Werke angesehen werden, die Telekomunikation als Kunstmedium nutzen"3, wie zum Beispiel Mail Art, Radiokunst, Fernsehen.
So verschickte beispielsweise Ray Johnson, der als Vater der Mail Art gilt, 1962 Collagen seiner Post an ihm bekannte und unbekannte Menschen, mit der Bitte, diese weiter zu versenden oder weiter zu bearbeiten.
In der Radiokunst, die in den 60er Jahren begann, "tauchen grundlegende Ideen der Kommunikationskunst auf", die auch für die Netzkunst von Belang sind. "Die zunehmende Fragmentierung des Körpers und die Auflösung von Kategorien wie Zeit, Raum, Freiheit und Individuum werden von Künstlern bearbeitet"4.
1962 gilt als das Geburtsjahr der Computerkunst. Drei Künstler (Georg Nees, Frieder Nahe, A. Michael Noll) hatten unabhängig voneinander Kunstwerke mit Hilfe eines Computers angefertigt und veröffentlicht. Die Arbeiten, die mit Druckgeräten auf Papier gestaltet wurden, entstanden alle auch unter Einbeziehung des Zufalls. "Ein programmierter Zufallsgenerator, also quasi der Computer, hat somit bei der Kreation der Werke mitgewirkt"5.
Als 1983 das "TCP/IP-Protokoll" als allgemeiner Standard zum Austausch von Daten eingeführt wurde und sich der neü, öffentliche Teil des Internet vom militärischen Teil des Netzes (APRANET, ging 1969 in Betrieb) abspaltete, war der Weg frei für die eigentliche Netzkunst.
Bereits seit Mitte der 80er Jahre wuchs das Internet immer schneller und mit der Einführung des World Wide Web (WWW) war es auch technisch weniger versierten leicht zugänglich.
Erste größere Aufmerksamkeit erlangte die Netzkunst 1995 beim Linzer Ars Electronica Festival. Damals wurde die Kategorie World Wide Web Sites für den Prix Ars Electronica eingeführt. Dieser Preis gilt als der bedeutendste Computerkunstpreis. Der Name, beziehungsweise Begriff net.art (Netzkunst) tauchte damit, also 1995-96, erstmals auf.
Von da an ging die Entwicklung sehr schnell voran. 1996 gingen die ersten Online-Galerien ins Netz (wie zum Beispile "äda'web", "Turbulence"), 1997 findet sich Netzkunst bereits bei der documenta X.
Innerhalb der Netzkunst gibt es verschiedene Möglichkeiten, ein Werk zu gestalten. So kann sich der User bei "reaktiven Werken" nur durch Klicken und Scrollen durch das jeweilige Projekt bewegen (z.B. Alexej Shulgin: "Refresh").
Bei den sogenannten "interaktiven Werken" hat der User die Möglichkeit, eine "momentane Veränderung des Zustandes des jeweiligen Webprojektes zu veranlaßen"6. Diese Veränderung hält aber nur so lange an, wie der User sich mit dem Projekt beschäftigt. Die Veränderungen werden nicht gespeichert. So kehrt das Projekt immer wieder in seinen Ausgangszustand zurück (z.B. Joachim Blank/ Karl-Heinz Jeron ('97): Good Browser/Bad Browser).
Anders bei den "partizipativen Werken". "Der User kann durch a) Download, b) Bearbeiten, c) Einsenden von Text, Bildern, Tönen, Filmen und oder d) Steürn von Robotern zu einer daürhaften Formveränderung des jeweiligen Projektes beitragen (z.b. Ed Stastny (seit Dezember'95): Synergy-HyGrid-Projekt).
Bei "Kontextsystemen" findet sich noch eine andere Art des Werkes. Der User findet eine bereits gestaltete Plattform oder ein Rahmensystem vor, das er dann wie er möchte benutzen und umgestalten kann (padeluun/rena tangens (seit'95): BIONIC Mailboxsystem a Netzwerk als Kontextsystem; Paul Garrin (seit Sommer'96): name.space a künstlerische Eingriffe in Browser und Software).
Mittlerweile ist das Netz also "zu einem "imaginären Museum" und zu einer ernst zu nehmenden Plattform für künstlerische Aktivitäten geworden"7.
IV. Netzkunst - Kunst im Netz
"Netzkunst ist kein neür "Ismus". Sie ist keine neü, mehr oder weniger homogene und in sich geschloßene Kunstbewegung wie Surrealismus, Flexus oder Pop Art. Das Internet ist Medium für vielfältiges künstlerisches Arbeiten"8. Das Netz integriert verschiedene Medien mit denen Kunst arbeitet. So entwickelte es sich von einem ehemals "Text-Only"-Medium in den 60er Jahren, zu einem, die unterschiedlichsten Medientypen (Film, Grafik, Fotos, Musik,...)vereinigenden Medium. Aus kunstgeschichtlicher Perspektive ist das ein wichtiger Aspekt.
"Kunst im Internet ist eine praktisch unüberschaubare Ansammlung der unterschiedlichsten Daten, so wie das Internet selbst. Anfang der 90er Jahre, in der ersten Internet-Euphorie, wurde der "Cyberspace" noch per se zum "medialen Gesamtkunstwerk" erklärt"9.
Was aber ist nun Netzkunst? "Wer lediglich seine Gemälde, Fotos, Videos etc. im Netz veröffentlicht, ist darum noch kein Netzkünstler"10, denn nicht nur die großen Museen haben mittlerweile virtülle Museumsräume, die sie zu Außtellungszwecken nutzen. Auch viele Künstler nutzen das Internet um ihre Arbeiten zu veröffentlichen. Das Internet hat hier die Aufgabe eines Transportmediums. Netzkunst hingegen meint Arbeiten, die das Internet nicht nur als Transportmedium nutzen, sondern mit dem Netz, mit deßen Eigenschaften arbeiten. Netzkunst hinterfragt das Netz, "seine Protokolle und Konventionen"11.
Tilman Baumgärtel ('98) bezeichnet die Netzkunst als das "Materialprüfungsamt des Internets", denn nicht nur die etablierten Netzprotokolle "werden von einigen der intereßantesten Netzkunst-Projekten gezielt thematisiert und in Frage gestellt. (Zum Beispiel: Jodi: "Es ist offensichtlich, daß unsere Arbeit sich gegen High Tech richtet. Wir kämpfen auf grafischer Ebene gegen den Computer"12).
Daher sind Netzkünstler nicht selten mit Hackern verglichen worden, "die sich ja auch im kreativen Mißbrauch des neün Telekommunikationsmediums üben. Der Versuch, das Internet "zu Ende zu denken" oder kreativ zu mißbrauchen, ist also keineswegs ein Privileg von Künstlern"13.
Zum Beispiel: Paul Garrins "name space": schlägt eine (...) Alternative zur Vergabe von Top-Level-Domains vor.
"Jennicam": Eine Studentin läßt ihr Zimmer alle 20 Minuten von einer Webcam fotografieren, die die Fotos dann direkt ins Internet stellt.
Anfang der 90er Jahre erschien das Netz als Möglichkeit, den Institutionen des Kunstbetriebs zu entkommen. Heute jedoch gilt: "Will ein Künstler mit seiner Arbeit wahrgenommen werden, scheint es wichtiger denn je, sich in einem Kunstkontext zu positionieren"14.
"Netz-Werke": "Kunstwerke, die vor allem im World Wide Web realisiert wurden und als eigene, abgeschloßene Internet-Site konzipiert wurden" (z.B. 0.html von Igor Stromajer).
"Netzwerke": "die sozialen Zusammenschlüße und Kollaborationen, die zum Beispiel auf Mailinglisten oder in anderen "virtüllen communities" stattfinden".
V. Biographie
Igor Stromajer wurde am 29.12.1967 in Maribor, Slowenien geboren. Nach seinem Abschluß an der Akademie für Theater, Radio, Film & Fernsehen (AGRFT) in Ljubljiana, Slowenien, im Fachbereich Theater- und Radioregie, arbeitete er drei Jahre für das Theater, außerdem als Radioregißeur und Schauspiellehrer.
Neben dieser Arbeit publizierte er bis heute zahlreiche Artikel über Kunst, sowohl in verschiedenen slowenischen als auch internationalen Kunst- und Kulturmagazinen15.
Bevor Igor Stromajer sich mit dem Internet zu beschäftigen begann, hatte er bereits große Erfolge mit seiner Arbeit für das Theater, wie der "Award for the best overall performance and the best concept" (Festival of the Alternative Theater, Podgorien 1991) und der "Award for the most inventive theatrical experiment (Festival Borstnik's Meeting, Maribor 1991) zeigen.
Igor Stromajer sagt von sich, daß er Pfannkuchen mit Schokolade oder Kakao, frische Milch, guten Wein und Kommunikation mag.
Er läßt darüber hinaus wißen, daß er an Intimität, Individualität, Kooperation, Kommunikation, Erotik, Askese, Orgasmus, Vorstellung (Konzept), Vergnügen (Freude), Medien, Phantasie, Verrückte (Nüße), Forschung, Philosophie, High technology und Engel glaubt. Er glaubt dagegen nicht an Tourismus und das Ende.
Seine Zukunft sieht er in der Transformation zu Pamela Anderson16.
VI. Faszination Internet
Im Prinzip gibt es zwei Arten von Netzkünstlern. Die erste Gruppe bildet sich aus Künstlern, die bereits mit anderen Medien arbeiteten und als Künstler im Kunstsystem bekannt waren; die zweite Gruppe aus Künstlern, die "bisher (fast) außchließlich im Medium Internet gearbeitet haben"17.
Igor Stromajer arbeitet seit 1996 als Netzkünstler. Er hatte in diesem Jahr, in der Wohnung eines Freundes, seinen ersten Kontakt mit dem Internet. Zu diesem Zeitpunkt fühlte er sich mit dem Medium Theater, in dem er sich bis dato bewegte, nicht mehr besonders wohl. Die Distanz zum Publikum, das meistens im Dunkeln sitzt und sich aus zufällig zusammengewürfelten Menschen zusammensetzt, war ihm zu groß.
Die Faszination des Mediums Internets liegt für ihn daher in der Intimität, die zwischen dem Schöpfer irgendwelcher Dinge im Netz und dem jeweiligen Betrachter am anderen Ende des Netzes besteht. Wichtig dabei ist ihm, daß das "Publikum" meistens nur aus einer Person besteht, denn dadurch kann sich diese Person frei nach ihrem jeweiligen Willen in dem net.art-Projekt bewegen. Zum Ende seiner Theaterzeit erarbeitete er 1995 eine letzte Vorführung. Sie war besetzt mit nur einer Schauspielerin und wurde vorgeführt vor nur einem Zuschaür. Die Rolle war so frei gestaltet, daß viel Platz für Interaktionen und Interpretationen blieb, doch für Igor Stromajer zeigte sich, das dies die Grenze des Theaters war. Also wechselte er zum Internet, um diese Intimität zwischen Künstler und User weiter fortzuführen.
Diese Intimität und Nähe empfindet der Künstler aber auch zu seinen Werken. So erklärte er in einem Interview, daß er alle html.codes von Hand schreibt, ohne helfende Software. Für ihn ist dies ein emotionaler Prozeß und er empfindet es als romantisch, etwas mit den Händen zu erschaffen18.
Für Igor Stromajer gibt es keine Netzkunst, die lediglich (schönes) Webdesign ist, denn beim "... Design geht es darum, Dinge zu erschaffen, die schön außehen, aber Kunst hat im Allgemeinen (...) nichts mit Schönheit zu tun"19.
Bei der Betrachtung seiner Netzkunst-Projekte fällt auf, daß häufig Symbole, Zeichen, Dinge zu sehen sind, die einem längst bekannt sind. Igor Stromajer betrachtet sich daher auch mehr als Sammler denn als Schöpfer, denn die meisten Dinge, derer er sich für seine Netzkunst-Projekte bedient, sind schon da. "Ich brauche bloß nach nützlichem oder nutzlosem Material zu suchen, um es zu einem Statement in einer anderen Umgebung zu kombinieren"20. Dabei spielt es für ihn keine Rolle, welche Bedeutung dem Bild gegeben war. Wenn es ihn emotional anspricht, archiviert er es. Er setzt es in neü Kontexte und verleiht ihm so neü Bedeutung. Dazu erklärte er in einem Interview, daß wir Menschen im Prinzip den ganzen Tag nichts anderes tun. Unser Gehirn sammelt Bilder und Informationen und setzt diese neu zusammen. Im Netz bedarf es für diesen Prozeß ein wenig Hilfe, die des Netzkünstlers21.
Im Laufe der Zeit spezialisierte er sich auf intime darstellende Kunst, radiophonische Erforschung von Sound-Dimensionen und digitalen Netz-Kunst-Projekten, wie sie im Folgenden vorgestellt werden sollen.
Als unabhängiger Künstler kreierte er bereits viele künstlerische Projekte. Zusammengestellt sind sie alle auf seiner Webpage INTIMA Virtual Base/Creative Intimate Lab22.
VII. INTIMA
Gegründet wurde INTIMA am 21. Juni 1994 in Ljubljiana. Sie ist das künstlerische Zeichen Igor Stromajers, eine Art nicht-kommerzielles Markenzeichen. Es steht für alles, was er tut, nicht nur im künstlerischen Bereich sondern auch im Leben, denn für Igor Stromajer laßen sich diese beiden Bereiche nicht trennen.
Die Namensgebung "INTIMA" leitet er aus seinem besonderen Intereße an der Netzkunst ab: die Intimität zwischen dem Künstler bzw. dem net.art-Projekt auf der einen und dem User auf der anderen Seite. Diese Intimität ist jedoch immer, wenn man am Computer sitzt, eine Kommunikation mit sich selbst. "Das Betrachten von Netzkunst ist also auch eine Art Autokommunikation, Masturbation, die von den künstlerischen Impulsen, die aus dem Werk kommen, beeinflußt wird " denn, wenn "man sich mit einem net.art-Projekt und seiner dynamischen und verteilten Struktur beschäftigt, werden die Signale in Körperreaktionen übersetzt und dienen dazu, sich mit sich selbst zu beschäftigen"23.
Die Basis seiner Arbeit ist also die Individualität, und die für Igor Stromajer damit verbundenen Schlüßelworte sind Abgeschiedenheit und Askese. Aus dieser Verbindung entstand INTIMA. Für Igor Stromajer ist demzufolge "Netzkunst die intimste Art von Kunst (...), die es je gegeben hat"24.
Was INTIMA ist, für was es steht, formuliert Igor Stromajer auf seiner Webpage wie folgt:
"SINGLE, structurally equal to ALL and endleß in the microstructure is showing the totality and breakneß of INTIMA in her mirror image. ONE, split into TWO is compatible with the life of INTIMA. The magic structure of ONE and the obseßion with the individuality inspires the ritual beauty of polarity which is shown on the altar of art. The Story about INTIMA is presented by a mathematical microstructure.
The circle is drawn and in the circle there is a whole world. There is a world of the COSMOS and a world of the ATOM, but INTIMA is the zone of there co-existance"25.
Zwar hebt der Künstler auch den kommunikativen Aspekt seiner Arbeit hervor und bestätigt, daß es Spaß macht, mit der ganzen Welt via Internet kommunizieren zu können, dies steht bei ihm aber nicht im Vordergrund. In erster Linie geht es ihm um die "Geschichte der Botschaft"26.
Bei der Betrachtung seiner net.art-Projekte findet sich das Motto, das sich durch sein gesamtes Werk zieht. Es lautet "Free your mind and the rest will follow". Allen seinen Arbeiten ist darüber hinaus eine gewiße "Zeichenhaftigkeit und die ikonographische Stilisierung" gemein. Die einzelnen Seiten und die Netzkunstwerke im Gesamten sind zum Teil "stark visüll reduziert, aber immer sehr sorgfältig programmiert"27.
Neben den zahlreichen net.art-Projekten findet sich auf INTIMA auch eine große Zahl an Artikeln zu Netzkunst, zur Kunst Igor Stromajers, zu seiner Person sowie eine große Zahl an Links zu weiteren relevanten Seiten im Netz.
Bei gelegentlichen Anläßen, wie zum Beispiel "Oppera Teorettikka Internettikka - Stromajer is singing the theory of Internet", wird INTIMA vom Ministerium für Kunst, der Stadt Ljubljiana oder auch dem SOROS Center für Kunst der Gegenwart sowie anderen internationalen Organisationen gefördert, was jedoch inhaltlich keine Einfluß auf seine Arbeit hat.
VIII. 0.html
Igor Stromajer tauchte als Netzkünstler international erstmals 1997 auf. Er nahm an einem Wettbewerb teil, den die Hamburger Kunsthalle zusammen mit dem Spiegel, Spiegel online sowie Philips veranstaltete. Der Anlaß war die Eröffnung der Galerie der Gegenwart. Für den Wettbewerb sollten Projekte für EXTENTION entwickelt werden, die "Internet als Material und Gegenstand begreifen"28. EXTENTION ist der Museumsraum der Hamburger Kunsthalle im Internet.
Weltweit wurden Künstlerinnen, Künstler und Künstlergruppen zur Teilnahme aufgerufen. Unter den circa 200 eingegangenen Projekten wurden folgende Preisträger von der Jury (Dr. Uwe Schneede, Rainer Wörtmann, Dellbrügge & de Moll, Valie Export, Dr. Dieter Daniels) gefunden: 1. Micz Flor & Florian Clausz; 2. Ingo Gunther; 3. Igor Stromajer. Der Sonderpreis ging an Christine Meierhofer29.
0.htlm war eines der aller ersten net.art-Projekte Igor Stromajers, umso überraschender war es, daß er direkt einen so großen Erfolg feiern konnte.
Bei der Betrachtung eines jeden net-art-Projekts von Igor Stromajer findet sich am Anfang neben der Legende ein Bereich mit Instruktionen. Diese geben Hinweise in Bezug auf die technischen Voraußetzungen, derer es bedarf, um das Projekt erleben zu können. Es finden sich aber auch Tips für den Umgang mit und den Weg durch das Projekt. So heißt es in den Instruktionen zu 0.html: "There ist no need (in any situation) to preß BACK or FORWARD on your browser inside the project. The project is self-organised to lead you safely through many poßibilities"30.
Auf dem Weg durch das farbenfrohe Projekt hat man immer wieder die Möglichkeit den Weg zu wählen, auf dem man sich durch dieses virtülle "Kunststück" bewegt. Dadurch und durch ein "Repertoire aus Paßwörtern, limitiertem Zugang und Aufgaben, entstehen komplexe Labyrinthe, die von Computerspielen her bekannt und eine Mischung von Verführung und Herausforderung sind"31.
Durch auszufüllende Fragebögen oder die Aufforderung, mögliche Antworten per Email an den Künstler zu versenden, entsteht eine persönliche Nähe zum Künstler. Dieser wendet sich außerdem verschiedentlich direkt an den User, indem er diesem vorschlägt, Pausen einzulegen. Sei es um Kaffee zu trinken oder um über die Zukunft nachzudenken. Nimmt der User dieses Angebot nicht an, da er zum Beispiel keinen Kaffee trinkt, folgt prompt eine Reaktion des Künstlers durch die er darauf antwortet.
Es entsteht ein Gefühl als wäre man zwar für sich - aber dennoch nicht allein. Als freü sich jemand darüber und intereßiere sich dafür, daß man durch das vorliegende net.art-Projekt wandert.
Der Einstieg in 0.html erfolgt über einen kleinen, graün, animierten Würfel, der beim Anklicken mit der Maustaste das Bild frei macht für 6x11 kleine, graü und sich ebenfalls drehende Würfel. Daraus den richtigen zu finden, der den Weg in das Projekt öffnet, gestaltet sich bereits als erstes kleines Hindernis.
Wird der richtige Würfel gefunden, öffnet sich einer der vier, durch die Farben rot, gelb, blau und grün bezeichneten Bereiche des Projekts. Blau steht dabei für "The Plan of Provocative Intelligence", grün ist die "Communication Area", gelb bezeichnet "The Body Observation Section" und rot sind "The Archives of Conditions".
Um alle Bereiche kennenzulernen, muß man etwas Zeit mitbringen und nach dem Verlaßen eines Bereiches immer wieder neu einsteigen, denn man wird nach erfolgreichem Durchwandern eines Bereiches mit den Worten "Your journey is over" erst einmal aus dem Projekt entlaßen.
Beginnt man beispielsweise mit dem blaün Feld, dem "Plan of Provocative Intelligence", begegnen einem zunächst die Fotos von sechs ältere Herren. Klickt man auf eines dieser Fotos, kann man wie bei einem Quiz unter verschiedenen Antwortmöglichkeiten diejenige wählen, welche die gestellte Frage zu einem der Herren beantwortet. Findet man die korrekte Antwort auf die gestellte Frage geht es weiter. Dabei erscheinen entweder Auszüge aus dem Werk des jeweiligen Herren, oder man hört in die akustischen Darbietungen, welche die visüllen begleiten, hinein.
Auch Igor Stromajer selbst hat sich in sein net.art-Projekt eingebaut. Durch den Weg über das Foto eines der Herren kommt man zu einer Kurzvita des Künstlers, die über seine Daten informiert - oder auch nicht, denn nicht immer paßen die Angaben zusammen.
Die erste Reise ist damit bereits beendet. Es besteht aber die Möglichkeit von hier aus direkt wieder in das Projekt einzusteigen.
Erneut hat man die Wahl, sich für einen farbigen Bereich zu entscheiden, die in Kreisform um ein großes Plus-Zeichen angeordnet sind.
Wer sich in den grünen Bereich wagt, in die "Communication Area", kann in einen live-chat einsteigen, wird gebeten einen Fragebogen zu sexüllen Vorlieben und Praktiken auszufüllen, oder kann akustische Darbietungen anhören und gelangt schließlich über ein grünes Auge wieder nach draußen.
Wer anschließend den gelben Bereich, "The Body Observation Section", betritt, wird zunächst einmal darüber informiert, daß sich in diesem Bereich obszöne Bilder verbergen. Man erhält das Angebot direkt zum Ausgang geführt zu werden. Wer dennoch den Eintritt wagt sieht sich sechs nackten, sich auf der Stelle drehenden Gestalten gegenüber. Unter jeder dieser Gestalten findet sich ein Schlagwort, das einen Hinweis darauf gibt, was man entdeckt, wenn man die jeweilige Gestalt mit der Maus anklickt. Wählen kann man zum Beispiel aus ".woman.", ".sperm.", ".child.". Das sechste Schlagwort lautet ".exit." und beendet den Aufenthalt in dieser Ebene.
Der vierte Bereich, in diesem Fall der rote, "The Archives of Conditions", führt über ein Paßwort zu einem Feld mit 4x5 roten Kästchen, in denen jeweils Zahlen stehen. Der Klick auf diese Kästchen öffnet das Bild auf wiederum ein Schlagwort, wie zum Beispiel "violence", "emptineß", "fidelity". Einige davon kann man weiter öffnen und hinter das Wort blicken, bei einer Vielzahl ist jedoch der "acceß denied". Über "BACK" gelangt man wieder zurück zu den roten Kästchen, wobei nun nicht mehr alle vollzählig sind. Einige sind verschwunden und geben den Blick frei auf ein Bild, das sich hinter den Kästchen verbirgt. Es ist jedoch nicht gewährleistet, daß man dieses bereits beim ersten Versuch zu sehen bekommt, denn schließlich gibt es auch hier einen Weg zum Ausgang. Um doch noch das ganze Bild zu sehen, muß man wieder in den roten Bereich zurückkehren, um andere Kästchen auszuprobieren.
Hat man sich schließlich den Weg durch alle Bereiche erforscht und beschließt, das Projekt ganz zu verlaßen (was einem im übrigen jedesmal, wenn man einen Ausgang erreicht, offensteht), verabschiedet sich Igor Stromajer mit dem Satz: "Internet is the most primitive Media ever". Und gibt so den Usern noch eine Portion Nachdenklichkeit mit.
IX. b.ALT.ica
Das net.art-Projekt b.ALT.ica entstand 1998. Es entstand im selben Jahr, in dem Igor Stromajers Vater Franjo Stromajer verstarb.
Der Netzkünstler erklärte zu diesem Kunstwerk, daß es einen fernen Ort, einen virtüllen Staat, ein virtülles Land darstellt, in dem sich sein Vater nun befinde: Das Jenseits. Er war nach dem Tod seines Vaters auf der Suche nach einem Platz, an dem er sich den Verstorbenen vorstellen konnte. Einen Platz, wo er ihn positionieren konnte. Es geht in diesem Werk um die Grenze zwischen der Welt der Lebenden und der Welt der Verstorbenen. Es geht Igor Stromajer darum, was nach dem Tod paßiert. Baltica soll keinen real existierenden Ort bezeichnen: der Künstler wählte den Namen, weil er sich für ihn emotional anhörte, als wäre er weit weg32. Eine Anspielung auf einen virtüllen Ort laeßt sich indes erkennen: auf das French-Baltic-Nordic Video and New Media Festival, für das b.ALT.ica produziert wurde.
Darüber hinaus geht es aber auch - wie man an den vielen darauf deutenden Symbolen im Werk erkennen kann - um Kommunikation und Kommunismus, es geht darum, was Kunst ist und was keine Kunst ist. In seinen eigenen Worten: Es geht um den "unzensierten Himmelsblick, um Unzeit - Zonen, die Definition von net.art, Viren und das letzte Gehirnspiel. Darum nicht zu leiden, denn jedesmal, wenn Du gehst, sterbe ich ein bischen. Und darum, wohin all die Blumen sind. (...) Das ist "b.ALT.ica", und das ist auch, worüber ich die ganze Zeit nachdenke"33.
Diese sehr spiritülle Dimension erschließt sich bei der Betrachtung des Netzkunstwerkes aber erst nach und nach. Dem User kann auf dem Weg durch dieses sehr persönliche net.art-Projekt nochmals deutlich werden, für was die Bezeichnung "INTIMA" steht.
Wer sich im Internet auf den Weg nach "b.ALT.ica" macht, wird von einer schwarzen Startseite begrüßt. Mit ein bischen Glück findet man den Link, der sich in der Mitte der schwarzen Seite verbirgt und nur durch die optische Veränderung des Cursors zu erkennen ist. Öffnet man die nächste Seite durch einen Klick, so erscheinen - wiederum auf schwarzem Hintergrund - die Widmung, das Editorial sowie, etwas oberhalb der Mitte, sechs weiß-graü Kästchen (2x3 Kästchen).
Von hier aus öffnet sich die Welt "b.ALT.ica".
Begrüßt wird der Betrachter von einem Gewirr ständig wechselnder Zahlen, die in vier länglichen, rechteckigen und an den Ecken des Bildschirms orientierten Feldern aufgereiht sind.
Klickt man nun beispielsweise das linke obere Feld voller laufender Zahlen an, so erscheint nur noch die oberste Reihe Zahlen, die unteren verschwinden. Zurück bleibt eine dünne senkrechte, gestrichelte Linie. Bei einem erneuten Klick auf daßelbe Feld erkennt man in einer flackernden Abwechslung Zahlenreihen und Worte. Wiederholt man den Klick mit der Maus im selben Bereich, erscheint in der oberen Hälfte das Bild einer jungen Frau, zerlegt in vier Einzelbilder, die jeweils nur solange sichtbar sind, wie man sie mit dem Cursor berührt.
Diesen Vorgang kann man bei allen vier weiter oben beschriebenen Zahlenfeldern durchführen. Bei allen kommt man schließlich zu demselben Fraünbild. Von hier an unterscheiden sich die Abfolgen jedoch. So erscheint dem Betrachter beim Weiterklicken zum Beispiel in einem Feld eine Landkarte des virtüllen Baltica, oder man wird in einem anderen darüber informiert, daß man nun in Baltica angekommen sei, die Reise hiermit ein Ende hat und man für immer hier bleiben muß.
Zur Erleichterung des Betrachters hat dieser, als Mitglied der Welt der Lebenden, die Möglichkeit "b.ALT.ica" jederzeit zu verlaßen.
Man sollte dies jedoch nicht zu früh tun, denn dieses schlichte und fast durchgehend schwarz-weiß gestaltete Land34 zwischen den Welten übt eine wunderbare Anziehung aus, die einen dazu verleiten möchte, immer weiter in diese virtülle und spiritülle Welt einzutauchen.
X. Transformation von Netzkunst
Wie oben schon erläutert spielt für Igor Stromajer "der intime Prozeß zwischen dem User und der net.art Arbeit"35 eine wichtige Rolle. Der Netzkünstler ist daher auch der Meinung, Internet-Kunst sollte im Internet bleiben und nicht durch Außtellungen oder ähnliches in die reale Welt geholt werden. Damit hätte sie schlicht nichts zu tun.
Es ist aber laut Igor Stromajer sehr wohl möglich, die Kunst zu transformieren, zu übersetzen. Er versuchte genau dies mit seinem neüsten Werk "Oppera Teorettikka Internettikka - Stromajer is singing the theory of Internet36".
Inspiriert durch die langweiligen Präsentationsformen von net.art auf Festivals und Kongreßen, die sich klick für klick durch die Arbeiten bewegen, versuchte er sich an einer anderen Art der Präsentation. Um Aufmerksamkeit zu erregen druckte er die HTML-Struktur seines Netzkunst-Projektes "b.ALT.ica" aus und sang diese den erwartungsvollen Besuchern vor. Nachdem er seine Art der Präsentation recht erfolgreich auf zwei Medienfestivals in Berlin und Skopje (1999) vorgetragen hatte, führte er "Oppera Teorettikka Internettikka", mit Unterstützung des Ministeriums für Kunst, in der Oper von Ljubljiana auf.
Die Zuschaür wurden durch den Klang an mittelalterliche Choräle erinnert, sicherlich auch unterstützt vom Auftreten und Außehen Igor Stromajers.
Wichtig ist für den Künstler die Unterscheidung zwischen dem net.art Projekt "b.ALT.ica" und der "Oppera Teorettikka Internettikka". Das eine diente zwar als Inspiration, jedoch sind es zwei voneinander unabhängige Kunstwerke.
XI. Schlußbetrachtung
Igor Stromajer ist ein sehr aktiver Netzkünstler, der auf seiner Homebase "INTIMA" regelmäßig neü Netzkunstprojekte vorstellt, bzw. außtellt. Während, wie gesehen, einzelne Elemente dieser Arbeiten sich durch sein gesamtes Werk hindurch ziehen und in veränderter Form immer wieder auftauchen - zu denken ist dabei beispielsweise an verschiedene Symbole und Zeichen wie Ampelmännchen/mädchen - so gleicht doch kein Projekt dem anderen. Dies läßt sich bereits an den drei vorgestellten Netzkunst-Arbeiten erkennen. 0.html und b.ALT.ica folgen einem ähnlichen System, dem Wandern durch die Ebenen des Projektes und des Durchgehens verschiedener Bereiche. Sie unterscheiden sich aber gänzlich in ihrer Wirkung. Während 0.html mit bunten Farben und verspieltem Witz den Betrachter in seinen Bann zieht und seine Neugier auf weitere Ebenen weckt, ist b.ALT.ica überwiegend in den Farben schwarz, weiß und grau gehalten. Die Stimmung, die den Betrachter hier erfüllt, ist geprägt von leichtem Unwohlsein - man könnte auch Beklemmung sagen - und regt in den verschiedensten Bereichen stark zur Reflektion über die dargebotenen Symbole und möglichen Bedeutungen an. Während 0.html dem Betrachter durchaus gestattet, das Projekt zu durchwandern und es zu erleben, vielleicht es sogar einfach nur zu konsumieren. Verstärkt wird dieser Eindruck sicherlich durch die unterschiedlichen Geschichten, die hinter den Werken stehen. Wer zu Beginn von b.ALT.ica wahrnimmt, daß es eine Hommage an den Vater des Künstlers ist und eine für ihn geschaffene Welt darstellt, ist, was das Verständnis für die Symbole und Zeichen angeht, in einer bestimmten Weise sensibilisiert.
"Oppera Teorettikka Internettikka - Stromajer is singing the theory of Internet" wiederum scheint kaum etwas mit den erstgenannten Werken gemeinsam zu haben. Abgesehen davon, daß es ein rein akustisches Erlebnis für den Betrachter ist, scheinen hier die Betrachter eine andere Position einzunehmen. Igor Stromajer singt für viele Zuhörer gleichzeitig. Zwar nicht, wenn man das Werk über INTIMA erlebt, aber dennoch war es für eine große Zahl von Zuschaürn/hörern konzipiert, es wurde vor großem Publikum vorgestellt und vorgetragen. Der Künstler transformierte ein anderes Werk, um es in seiner neün Form und als eigenständiges Kunstprojekt einem großen Publikum zu präsentieren.
Das bedeutet im Umkehrschluß, daß die Kunst Igor Stromajers in ihrer ursprünglichen Form nicht für eine größere Zahl von gleichzeitig und örtlich beieinander zu findenden Personen bestimmt ist. Das unterscheidet ihn wesentlich von anderen Netzkünstlern oder Netzkunst-Gruppen wie zum Beispiel "etoy", die mit ihren Projekten das Ziel verfolgen, möglichst viele Menschen gleichzeitig oder auf einmal zu erreichen.
Stromajers Kunst ist persönlich. Sie ist zwar ebenfalls für eine Vielzahl von Menschen bestimmt, aber dabei für jeden ganz persönlich. Es geht nicht um das Publikum, sondern um das Individuum innerhalb des Publikums. Jeder Betrachter erhält das Gefühl, das Kunstwerk sei nur für ihn erschaffen und er kann ohne Rücksicht auf andere, nur im Dialog mit sich selbst, das Werk er"klicken".
Insgesamt scheinen seine neüren Werke sich wieder stärker auf ein großes Publikum hin zu bewegen. Am 28.März 2001 startet er sein neüstes großes Werk, dieses Mal möchte er die Struktur des Internets tanzen. Diese beiden Werke mit Hauptbestandteil Singen und Tanzen arbeiten stark mit der Reflexion über das Internet und seinen Codes an sich. Ein wichtiger Bestandteil der Netzkunst im Allgemeinen.
Man darf also gespannt sein. Nicht nur auf den großen, kahlköpfigen Mann im Tütü, sondern auch auf seine weitere künstlerische Entwicklung.
1 Möller, Klaus (1999): Kunst im Internet (Netzkunst) - Untersuchungen zur Ästhetischen Bildung. Bielefeld: 2. (Vor-)Geschichte der Netzkunst
2 Möller, Klaus (1999): Kunst im Internet (Netzkunst) - Untersuchungen zur Ästhetischen Bildung. Bielefeld: 2. (Vor-)Geschichte der Netzkunst
3 Möller, Klaus (1999): Kunst im Internet (Netzkunst) - Untersuchungen zur Ästhetischen Bildung. Bielefeld: 2. (Vor-)Geschichte der Netzkunst
4 Möller, Klaus (1999): Kunst im Internet (Netzkunst) - Untersuchungen zur Ästhetischen Bildung. Bielefeld: 2. (Vor-)Geschichte der Netzkunst
5 Baür, Edmund & Inga Sievers: Kunst im Internet: Geschichte der Netzkunst 6Möller, Klaus (1999): Kunst im Internet (Netzkunst) - Untersuchungen zur Ästhetischen Bildung. Bielefeld: 2. (Vor-)Geschichte der Netzkunst
7 Baumgärtel, Tilman (1998): Das Internet als imaginäres Museum. WZB Discußion Paper FS II 98-110, Wißenschaftszentrum Berlin
8 Baumgärtel, Tilman (1998): Das Internet als imaginäres Museum. WZB Discußion Paper FS II 98-110, Wißenschaftszentrum Berlin
9 Baumgärtel, Tilman (1998): Das Internet als imaginäres Museum. WZB Discußion Paper FS II 98-110, Wißenschaftszentrum Berlin
10 Baumgärtel, Tilman (1998): Das Internet als imaginäres Museum. WZB Discußion Paper FS II 98-110, Wißenschaftszentrum Berlin
11 Baumgärtel, Tilman (1998): Das Internet als imaginäres Museum. WZB Discußion Paper FS II 98-110, Wißenschaftszentrum Berlin
12 Baumgärtel, Tilman (1998): Das Internet als imaginäres Museum. WZB Discußion Paper FS II 98-110, Wißenschaftszentrum Berlin
13 Baumgärtel, Tilman (1998): Das Internet als imaginäres Museum. WZB Discußion Paper FS II 98-110, Wißenschaftszentrum Berlin
14 Baumgärtel, Tilman (1998): Das Internet als imaginäres Museum. WZB Discußion Paper FS II 98-110, Wißenschaftszentrum Berlin
15 Im Anhang findet sich eine Reihe seiner Publikationen.
16 Stromajer, Igor: about is
17 Möller, Klaus (1999): Kunst im Internet (Netzkunst) - Untersuchungen zur Ästhetischen Bildung. Bielefeld: 2. (Vor-)Geschichte der Netzkunst
18 Stromajer, Igor (2000): "Interview with Igor Stromajer" (by Josephine Bosma)
19 Baumgärtel, Tilman (1999): Kommunikation mit dem Selbst. Ein Email Interview mit Igor Stromajer
20 Baumgärtel, Tilman (1999): Kommunikation mit dem Selbst. Ein Email Interview mit Igor Stromajer
21 Baumgärtel, Tilman (1999): Kommunikation mit dem Selbst. Ein Email Interview mit Igor Stromajer
22 Eine chronologische Aufzählung der net.art-Projekte Igor Stromajers findet sich im Anhang.
23 Baumgärtel, Tilman (1999): Kommunikation mit dem Selbst. Ein Email Interview mit Igor Stromajer
24 Baumgärtel, Tilman (1999): Kommunikation mit dem Selbst. Ein Email Interview mit Igor Stromajer
25 Stromajer, Igor: about intima
26 Stromajer, Igor: about intima
27 Stromajer, Igor: about intima
28 EXTENSION (1997): Das Netz als Material und Gegenstand
29 EXTENSION (1997): Das Netz als Material und Gegenstand
30 Stromajer, Igor (1997): 0.html
31 Ars Electronica Center (1997): Intima Virtual Space
32 Stromajer, Igor (2000): "Interview with Igor Stromajer" (by Josephine Bosma)
33 Baumgärtel, Tilman (1999): Kommunikation mit dem Selbst. Ein Email Interview mit Igor Stromajer
34 Baumgärtel, Tilman (1999): Kommunikation mit dem Selbst. Ein Email Interview mit Igor Stromajer
35 Baumgärtel, Tilman (1999): Kommunikation mit dem Selbst. Ein Email Interview mit Igor Stromajer
36 Sromajer, Igor (2000): Oppera Teorettikka Internettikka
XII. Anhang
Publikationen und Projekte von Igor Stromajer (unvollständig):
Academy Studio AGRFT Ljublijana, 1989: HOMO THEATRALIS; performance
Radio Maribor, 1990: THE STORY ABOUT ORGASM, LOVE AND LUST OF FLASH; Radiophonic Opera
The Glej Theater, 1990: EROS ARS SYSTEM; Theatrical Installation
Radio Maribor, 1991: M.A.P.M.O.P.; Radiophonic Megapathetic Simphony (radiophonic project)
Radio Maribor, 1992: PURE POETRY / Glory Of The Stars (radiophonic project)
Radio Maribor, 1993: TOYOTA /Beyond Good and Evil (radiophonic project)
Radio Maribor, 1994: A TRACING-WOMAN FROM THE SOUTH (radiophonic project)
Eine ausführliche Liste findet sich unter: http://artun.ee/festival/netart/Stromajer.html
Net.Art-Projekte von Igor Stromajer:
INTIMA Ljubljana, 1996: 0.html - web art project (internet)
INTIMA Ljubljana, 1996: RE/FRESH - international web art project (internet)
INTIMA Ljubljana, 1996-0000-9999: INTERNI/INFERNO/life time web art project (internet)
INTIMA Ljubljana, 1997: BE.YOND EX SECTOR EXE.CUTOR LAB.ORATORIUM/ intimate performance/ theater installation
INTIMA Ljubljana, 1997: RE:DI/VISION - web art project (internet)
INTIMA Ljubljana, 1997: RE:LIGION - web art project (internet)
INTIMA Ljubljana, 1997: E/MOTION HELP - IS THERE ANYBODY OUT THERE? - web art project
INTIMA Ljubljana, 1997: RE:VOLUTION - web art project (internet)
INTIMA Ljubljana, 1998: b.ALT.ica - web art project (internet)
XIII. Bibliographie
Ars Electronica Center (1997): Intima Virtual Space
Baür, Edmund & Inga Sievers: Kunst im Internet: Geschichte der Netzkunst
Baumgärtel, Tilman (1998): Das Internet als imaginäres Museum. WZB Discußion Paper FS II 98-110, Wißenschaftszentrum Berlin
Baumgärtel, Tilman (1999): Kommunikation mit dem Selbst. Ein Email Interview mit Igor Stromajer
CIAC Electronic Art Magazine (2001): Interview with Olia Lialina and Igor Stromajer
CIAC Electronic Art Magazine (2001): WebWorks - Igor Stromajer: zvrst3
EXTENSION (1997): Das Netz als Material und Gegenstand
EXTENSION Preisträger (1997): Igor Stromajer
French-Baltic-Nordic Video and New Media Festival: Igor Stromajer
Huber, Hans Dieter (1998): Zur Geschichte der Netz.Kunst. Problemstellungen, Stand der Dinge, Ausblicke
Huber, Hans Dieter (1999): Netzkunst - Formen künstlerischer Praxis im Internet: Chronologie der Netz.Kunst, Ausgewählte Literatur
Kunsthaus Zürich: Links Netzkunst
Möller, Klaus (1999): Kunst im Internet (Netzkunst) - Untersuchungen zur Ästhetischen Bildung. Bielefeld: 2. (Vor-)Geschichte der Netzkunst
Stromajer, Igor: intima
Stromajer, Igor: about intima
Stromajer, Igor: about is
Stromajer, Igor (1997): 0.html
Stromajer, Igor (1998): b.ALT.ica
Stromajer, Igor (1999): another story of net art
Stromajer, Igor (2000): "Interview with Igor Stromajer" (by Josephine Bosma)
http://www.technokultur.de/sem/schaub.htm
Igor Štromajer Intima Virtual Base Virtualna baza Intima Igor Stromajer www.intima.org Igor Štromajer
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